In meinem jugendlichen Irrsinn mit magerem Einkommen, habe ich mich ins wunderschöne Ambiente eines edlen Warenhauses gewagt und eine Tasche gekauft, die ich mir nicht leisten konnte. Und dies, einzig und alleine um der unhöflichen Verkäuferin eins auszuwischen.

Mir gefiel die Stimmung mit der sorgfältig aufeinander abgestimmten Dekoration, den anregend präsentierten Waren und den vielen bunten Farben in einer stilvollen Harmonie angeordnet. Ich schlenderte hin und wieder durch die verschiedenen Abteilungen, probierte edle Kleider an, roch an süssen Düften und zuckte regelmässig zusammen, wenn ich von einer der vielen Verkäuferinnen angesprochen wurde. Die Verkäuferinnen machten auf mich einen herablassenden, furchterregenden Eindruck. Meist waren sie älteren Semesters, zogen ihre strengste Miene hervor und waren immer wahnsinnig edel gekleidet. In der Regel zog ich mich nach direktem Augenkontakt schüchtern zurück und verliess das teure Warenhaus auf schnellstem Wege.

Nicht so an diesem warmen Frühlingstag. Ich stand vor einem Regal mit edlen Marken-accessoires. Mir fiel eine zartgrüne, sanft schimmernde Umhängetasche auf. Ich konnte den Blick einfach nicht abwenden, ich musste sie berühren, wollte an dem teuren Leder riechen.

„Grüessech, darf ich Ihnen behilflich sein?“. Schockstarre, die Verkäuferin hat sich unsichtbar gemacht und mich von hinten angefallen. Ich drehte mich nicht um, aber oha auch nicht zum Gehen ab. „Ja, das können Sie gerne. Diese Tasche gefällt mir ausserordentlich gut.“

Die Dame legte mir die gewünschte Tasche in die Hand und fing an mich von oben bis unten zu mustern. „Die Tasche ist von einem italienischen Designer, Echtleder, hochwertig verarbeitet und leider sehr teuer.“ Das nehme ich doch an, du doofe Schnepfe. Warum müssen die Verkäuferinnen nur so unverschämt unhöflich sein. Ich habe doch gar nichts von Kaufen erwähnt, oder? Ich liess mich von ihrem kalten, durchdringenden Blick nicht beirren und begutachtete in aller Ruhe das Exemplar in meinen Händen. Ich öffnete sie, zählte die Innenfächer und beschnupperte das Leder. Ich konnte mich kaum sattsehen an der schönsten Tasche, die ich je in meinem kurzen Leben gesehen hatte.

„Gefällt Sie Ihnen? Wir hätten natürlich auch das passende Portemonnaie zu dieser Tasche. Zusammen kommt das auf CHF 480.00. Ein ganz schön hoher Betrag, nicht wahr?“
Ich begutachtete nun auch sorgfältig das Portemonnaie. Dieses Duo ist ein Traum. Aber zu teuer. Die Verkäuferin wurde ungeduldig und ahnte, dass es trotz Liebe auf den ersten Blick, zu keinem Kauf kommen sollte. Der zeig ich’s aber.

„Ich nehme beide, bitte verpacken Sie das Duo als Geschenk. Ich werde es mir zum Geburtstag schenken und freue mich schon jetzt aufs Auspacken.“
Sie verzieht keine Miene, packt die Artikel ein und schnalzt missbilligend mit der Zunge.

An diesem Tag habe ich mir ein Versprechen abgegeben. Nie aber auch wirklich niemals, werde ich herablassend und unhöflich zu Jemandem sein, der sich ein Produkt oder eine Dienstleistung nicht leisten kann. Im Gegenteil, ich werde immer einen Weg finden, damit ich auch einem niedrigeren Budget gerecht werden kann.